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Illustrator CS3: Neue Technik f�r die Farbmischung

Illustrator CS3 treibt es bunt

Die herausragendste Neuerung von Adobe Illustrator CS3 ist eine innovative Farbmisch-methode. Das Programm kann flexibler für verschiedenste Medienbereiche eingesetzt werden und die Zusammenarbeit mit Flash CS3 wurde rundum erneuert.

Andreas Burkard Beginnen wir dort, wo ein Dokument normalerweise seinen Ursprung nimmt: im Menü Neu.

Es stehen verschiedene Dokumentprofile zur Verfügung. Das Profil Print eröffnet ein Dokument in der Einstellung CMYK und stellt die Rasterung für die Effekte automatisch auf 300 ppi (beispielsweise für weiche Schlagschatten). Dies ist eine Vereinfachung, weil in den Vorgängerversionen die entsprechende Einstellung über das Menü Effekt erfolgen musste. So blieben die Rastereinstellungen von vielen Anwendern unbeachtet. Als Folge davon resultierten oft falsche Auflösungen in der Pixeldarstellung.

Wie universal sich Illustrator entwickelt hat, zeigen die anderen Profile: Web, mobile Endgeräte, Video und Film. Illustrator CS3 kann neu direkt auf verschiedensten Videoformaten wie NTSC, PAL oder HDTV für die Design­arbeit eingesetzt werden.

Neue Oberfläche

Interessant ist die Tatsache, wie Adobe in den Programmen immer wieder den Funktionsumfang steigert und gleichzeitig die Benutzeroberfläche vereinfacht. Die Werkzeugpaletten – sie heissen in der englischsprachigen Beta-Version Panels – und sind Platz sparend als Icons auf der linken Seite angedockt. Ein Klick auf ein Icon bringt eine schwebende Palette, wie man sie bestens aus aktuellen Adobe-Anwendungen kennt, zum Vorschein. Das Kontrollpanel zeigt mehr Informationen und es ist anpassbar. Ersichtlich sind nun auch Details über ausgewählte Ankerpunkte. Ein neues einstellbares Radierwerkzeug löscht Bereiche, auch wenn diese nicht aktiviert sind.

Feuerwerk der Farben

Ganze Arbeit haben die Entwickler im Farbbereich geleistet. Grundsätzlich können Farben nach wie vor im Farb- und im Farbfelderpanel erstellt werden. Die Farbfelder sind jetzt aber in Ordner gruppiert.

Neu dazugekommen ist ein Panel mit dem Namen Color Guide. Abhängig von der ausgewählten Farbe macht es Vorschläge. Wie diese Vorschläge ausfallen, steuert man über die Harmony Rule: Man sieht die Komplementärfarbe, Abstufungen, Kontrastvarianten et cetera.

Das eigentlich Geniale ist aber Live Color. Zu dieser Funktion führt ein Symbol im Panel Color Guide oder ein Doppelklick auf ein Ordnersymbol im Panel Farbfelder.

Dieses intelligente Farbrad erleichtert die Wahl von harmonischen Farbkombinationen: Man platziert so genannte «Color Tools» im Farbspektrum und definiert so das Verhältnis der Farbkombinationen untereinander. Wenn man nun am Farbrad dreht, ändern sich die Farben, das Verhältnis unter ihnen bleibt aber gleich – zum Beispiel bleiben komplementäre Farbpärchen komplementär.

Man darf, wenn man will, aber auch eine Farbe innerhalb der Auswahl ändern. Die neuen Farben lassen sich dann wiederum als Farbgruppe den Farbfeldern zuführen.

Damit nicht genug: Adobe bietet die Möglichkeit, die Farbschemas zu veröffentlichen, zu bewerten und zu kommentieren. Dieser Webservice lautet http://kuler.adobe.com. Dort können Sie mit einer gültigen Adobe ID nach Schemas suchen und als ase-Datei (Adobe Swatch Exchange) herunterladen. Das heruntergeladene Farbschema können alle CS-Programme importieren.

Verbindung zu Flash

Illustrator-Dateien lassen sich in Flash CS3 einfügen. Ebenen und Symbole werden übernommen. Über die F8-Taste erstellt man in Illustrator ein Symbol. Die Illustrator-Symbole sind mit Flash kompatibel. Damit wird Illustrator mit seinem ganzen Funktionsumfang zu einem nützlichen Hilfsmittel für Flash-Produzenten.

Direkt online oder mobil

Ein neues Beschneidungswerkzeug erlaubt es, auch nur einen Teilbereich einer Illustrator-Datei zu exportieren. Um den Teilbereich auf das Handy anzupassen, gibt es die Device Central. Das ist eine Datenbank für mobile Endgeräte und ist in der Suite enthalten. Es sind die Daten von bereits mehr als 200 Geräten verfügbar. In der Vorschau von Device Central können Sie den exportierten Teilbereich in das Display des gewünschten Handys einpassen, Umgebungsbedingungen simulieren und später zu Illustrator, Flash oder Photoshop exportieren.

Wunschlos glücklich?

Beim Dauerthema der Mehrseitigkeit in Illustrator hat Adobe weise entschieden. Illustrator beschränkt sich nach wie vor auf nur eine Zeichenfläche. Diese kann mit über 31 Quadratmetern unverändert sehr gross sein und in Druckbereiche unterteilt werden. Für das Seitenlayout hat die Suite InDesign, und Illustrator kommt damit über verschiedene Wege sehr gut klar.

In anderen Bereichen vermisse ich eine Anpassung. Der Start des Nullpunktes ist nach wie vor oben links und für nummerische Positionierungen hinderlich. Um den Nullpunkt wie in anderen Programmen standhaft oben links zu halten, muss nach wie vor das Startdokument geändert werden.

In Illustrator vermisse ich auch die gleichen Bildboxskalierungen und Bildbeschneidungen wie in InDesign. Um ein Bild in Illustrator zu beschneiden, braucht es eine Maske. InDesign hat durch das Ziehen eines Rahmenanfassers in die Richtung des Bildes ein sehr schnelles Beschneidungskonzept. Wäre schön gewesen, dies so in Illustrator CS3 vorzufinden.

Die Kompatibilität von Textblöcken, welche von und zu InDesign kopiert werden, ist nach wie vor nicht optimal. Beim Import einer DXF-Datei von AutoCAD zu Illustrator werden die Textblöcke zeilenweise zerlegt.

Die Angleichungen in Illustrator sollten besser einstellbar sein. Hilfreich wäre ein Schieberegler entlang des Angleichungspfades, welcher die Stärke der Farbe und die Anordnung der Objekte regelt.

Die Zukunft von Freehand?

Freehand, das weit verbreitete Grafikprogramm aus der von Adobe übernommenen Firma Macromedia, wurde seit vier Jahren nicht wesentlich weiterentwickelt. Adobe setzt den Focus nun ganz eindeutig auf Illustrator. Laut Adobe wird Freehand aber weiterhin verfügbar sein. Für Freehand-Anwender bleibt es aber eine Tatsache, dass das Produkt zu keiner CS3-Suite passt und so auch von Integration und Innovation ausgeklammert bleibt. Firmen, welche noch Freehand einsetzen, sind demzufolge mit Illustrator eindeutig besser bedient. Schade nur, dass InDesign auch in CS3 nicht mit verschiedenen Dokumentformaten umgehen kann. Somit bleibt dieser Vorteil immer noch Freehand vorbehalten. Dadurch dürfte sich eine mehrseitige Konvertierung nicht einfach gestalten. Illustrator CS3 verfügt über einen Freehand-Importfilter.

Durch die Möglichkeit, Ankerpunkte über eine Voreinstellung so auszuwählen, wie Freehand dies kennt, wird ein Umstieg einfacher. Adobe bietet eine Upgrade-Möglichkeit von Freehand zur Suite an.

Fazit

Oberflächlich betrachtet hat Illustrator in der Creative Suite 3 am wenigsten Änderungen erfahren. Beurteilt man aber Live Color in seiner Praxistauglichkeit, so ist diese neue Funktion sehr hoch zu bewerten. In der Kreation und bei komplexen Illustrationsvorgängen werden Farbvorschläge und Alternativen verlangt, und dies oft unter Zeitdruck. Diese Arbeit kann nun um ein Vielfaches schneller erledigt werden.

Dass das Freehand im neuen Illustrator «zuckt», ist ein Volltreffer! Die Anwender erhalten mit dem Versionssprung ein zweifellos flexibleres Grafikprogramm, um die verschiedensten Medienkanäle zu bedienen.